Wir, bzw meine Familie, hat 2 Kaikia.
Kaiki nennt man in Griechenland die Boote, Psaradika Kaikia sind Fischerboote und z.B. touristika Kaikia sind Boote zur Berförderung von Menschen, wie z.B. Wassertaxis)
Das eine Kaiki, hölzern, 9m gehört zu meinem Schwager, ist ausgerichtet für Netzfang. Das zweite Kaiki auch hölzern,13m von meinem Mann ( er fischt mit Paragadia.)
Paragadi wird in den meisten Lexika als Schleppnetz übersetzt, stimmt aber so nicht. In diesem Fall ist das Paragadi eine sehr lange, oft bis zu einem Kilometer lange, na wie Nylonschnur. An dieser Schnur hängen alle 3m wiederum eine Nylonschnur ( etwas dünner wie die Hauptschnur), sie wird Tricha genannt. Diese Tricha ist ca. 1/1.5m lang und an ihr hängt der Angelhaken.
Ihr habt dies betimmt schon mal gesehen, die Körbe oder Plastikwannen in denen die Paragadia aufbewahrt werden.
An die Angelhaken kommen je nach Jahreszeit, Tageszeit (Tag-oder Nachtfang) Mondstand,größe der Paragadia…… die verschiedensten Köder. Von Krabben über Ochtapodi, Kalamari, Sardellen, Makrelen und vieles mehr.
An beide Enden des Paragadi kommt ein Seil mit einem schweren Stein der das Paragadi zum Grund bringt und einer Boje für die Wasseroberfläche…
Beim Auslegen der Paragadia wird also zuerst das Seil ins Wasser gelassen und dann ein Haken nach dem anderen. Um das ganze nicht zu einem einzigen Chaos enden zu lassen muß man dabei höllisch aufpassen. Am Ende des Paragadis kommt wie zu Beginn das Seil.
Die Fischer kennen den Meeresgrund wie ihre Westentasche, wo die Felsen, Sandflächen etc. sind…..Gefischt wird nicht überall auf gut Glück!!
Eingezogen werden die Paragadia natürlich von einer der zwei Bojen aus. Bei welcher mann anfängt ist oft von Wetter (aus welcher Richtung kommen die Wellen) oder von eventuell vorhandenen Strömungen abhängig….
Das Einziehen der Paragadia ist eine sehr Mühsame Angelegenheit.
Oft lassen sie sich nur mit viel Kraft einziehen, wobei man ein extremes Gefühl dafür braucht, einmal zu ruckartig zu schnell gezogen und das Paragadi kann reißen. Oft verhängen sich die Triches an irgendwelchen Felsen, dann muß mit dem Kaiki um diese Stelle geschickt manövriert werden,denn um das komplette Paragadi einzuziehen hat man nur zwei Möglichkeiten….sollte es reißen, was oft passiert, kann man es ja noch von der zweiten Boje einziehen, sollte es dann wieder reißen…. sind das dann die Momente an denen man die schlimmsten griechischen Flüche zu hören bekommt…..
Damit gehen zum einen die Ausgaben des Materials „schwimmen“, der ganze Zeitaufwand der Vorbereitung war umsonst und immer die Frage, „wie viele Fische hat man wohl verloren…“.
Schwer zu ziehen sind die Paragadia natürlich auch, wenn ein Fisch am Haken hängt. (Ein schöner Fisch von ein paar Kg kann sich ganz schön wehren…)
Es ist bei wahrem keine leichte Arbeit. Die Arbeitszeiten sind oft mitten in der Nacht… Auslegen, etwas schlafen dann Einziehen, was oft an die 4-5 Stunden dauert. Am Tage dann die Arbeit mit der Vorbereitung der Paragadia für die nächste Nacht.
Mein Kosta sagt immer, es macht ihm nichts aus sich Tag und Nacht um die Ohren zu schlagen, wenn der Fang stimmt. Besteht der Fang allerdings am Ende nur aus ein/zwei lausigen Smineras (Eckeliger schlangenartiger Fisch) ist es schon sehr übel….
Der Fischbestand ist hier schon stark zurückgegangen, aber es gibt noch und ich denke es wird auch weiterhin geben.
Zum Fischen fahren sie hier entweder hier die Küste entlang oder nach Gavdos, Fischer aus Ag Galini z.B. fischen auch an den Paximadia.
Den Fisch den wir hier fangen wird entweder an hiesige Tavernas verkauft, oder es kommt unser Fischhändler aus Chania an den wir ihn verkaufen. Er hat seinen Sitz in Chania in der Markthalle.
Die Fischerei ist eine sehr harte Arbeit, das muß man einmal miterleben—– dann ißt man die Fische mit einer großen Ehrfurcht und Dankbarkeit—und man versteht dann auch , warum Fische so viel kosten (ausser man fängt sie selber ) !!!
Und ich habe auch eine große Achtung vor jedem Fischer !!!
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Ja ich werds mein Lebtag nicht vergessen ….. wir saßen einmal in Souda/ Plakias in einer Taverne und bestellten frischen Fisch. Mein griechischer Mann beschwerte sich leicht über den hohen Preis des frischen Fisches. Über die Antwort des Besitzers lachten wir beide dann sehr: „ja wenn ihr meint daß das teuer ist, dann probierts doch mal selbst mit dem Fische fangen“ ……. der gute Mann hat wohl recht gehabt !!!